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Lernen lernen: Warum Hochbegabte in der Grundschule unbedingt gefordert werden müssen

Hochbegabte Grundschulkinder haben oft erstaunliche Fähigkeiten: Sie erfassen neue Inhalte blitzschnell, lösen Aufgaben mühelos und scheinen manchmal gar nicht lernen zu müssen. Doch genau das ist die große Gefahr.

Wenn einem alles leicht fällt, fehlt das Lernen

In den ersten Schuljahren erleben viele hochbegabte Kinder keine echten Herausforderungen. Sie können sich Zusammenhänge oft selbst erschließen, verstehen den Stoff ohne Üben und erhalten für ihre Leistung oft viel Lob – ohne jemals wirklich lernen und sich anstrengen zu müssen. Das klingt im ersten Moment wunderbar, kann aber langfristig zum Problem werden. Denn was passiert, wenn das Kind plötzlich doch vor schwierigen Aufgaben steht?

Das Problem zeigt sich oft erst in der weiterführenden Schule

Spätestens in der weiterführenden Schule kommt der Punkt, an dem Hochbegabte nicht mehr einfach „so“ alles verstehen. Der Stoff wird komplexer, es gibt mehr Hausaufgaben und es reicht nicht mehr, sich im Unterricht nur kurz zu konzentrieren. Genau dann zeigt sich, ob ein Kind bereits Lernstrategien entwickelt hat – oder ob es plötzlich nicht mehr weiß, wie es sich neue Inhalte selbstständig erarbeiten kann.

Viele hochbegabte Jugendliche geraten hier in eine Abwärtsspirale:

  • Sie haben nie gelernt, sich mit schwierigen Aufgaben auseinanderzusetzen.
  • Sie erleben zum ersten Mal das Gefühl des Scheiterns und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.
  • Sie sind es nicht gewohnt, dranzubleiben, wenn etwas nicht sofort gelingt.
  • Ohne die richtigen Lernstrategien fehlt ihnen die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft, sich durch schwierige Themen zu arbeiten.

Das kann dazu führen, dass ehemals leistungsstarke Kinder plötzlich schlechte Noten schreiben oder das Interesse an der Schule komplett verlieren.

Hochbegabte müssen von Anfang an gefordert werden

Um das zu verhindern, ist es entscheidend, hochbegabte Kinder bereits in der Grundschule gezielt zu fördern. Sie brauchen:
✅ Aufgaben, die ihre Fähigkeiten fordern – und manchmal auch überfordern.
✅ Herausforderungen, an denen sie wachsen können.
✅ Die Möglichkeit, Fehler zu machen und daraus zu lernen.
✅ Gezielte Unterstützung beim Entwickeln von Lernstrategien.

Lernen zu lernen ist eine Fähigkeit, die geübt werden muss – genauso wie Fahrradfahren oder Schwimmen. Je früher Kinder lernen, sich mit anspruchsvollen Inhalten auseinanderzusetzen, desto leichter fällt es ihnen später, dranzubleiben, auch wenn es schwierig wird.

Fazit: Wer nie lernen musste, kann nicht lernen

Hochbegabte Kinder brauchen von Anfang an Herausforderungen, um ihre Fähigkeiten wirklich zu entwickeln. Denn wer vier Jahre lang „einfach alles kann“, hat später oft große Schwierigkeiten, wenn das Lernen plötzlich Arbeit bedeutet. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Förderung und passenden Lernstrategien können hochbegabte Kinder nicht nur ihr volles Potenzial entfalten – sie können auch die Freude am Lernen behalten.